Spiritualität zu definieren ist schwierig, vor allem weil bei den meisten, gängigen Definitionen ein enger Bezug zu Glauben und Religionen gezogen wird. Mit dem Konzept der „Aufgeklärten Spiritualität“ habe ich eine Alternative dazu herausgearbeitet. Aufgeklärte Spiritualität soll einerseits der vielfallt spiritueller Phänomene gerecht werden, anererseits baer auch eine gute Unterscheidungsbasis zu anderen aussergewähnlichen Bewusstseinszuständen liefern. 

 Vielleicht erleichtert es den Zugang zu Spiritualität wenn wir drei Bereiche unterscheiden:

• Spirituelle(s) Fragen
• Spirituelles (besonderes) Erleben
• Spiritueller Bezugsrahmen und Lebenspraxis

Das sind die Fragen nach unserem innersten Wesen, Sinn unserer Existenz, unserer Vergänglichkeit wie: „Wer bin ich wirklich?“, „Was ist der Sinn meines Lebens?“ „Was bin ich angesichts von Vergänglichkeit und Tod?“ etc.

Vermutlich stellt sich jeder Mensch diese Fragen in seinem Leben. Bedeutsam ist, dass wir uns diese Fragen einerseits mit „akademischer“ Distanz stellen können oder spirituell, mit emotionaler, existentieller Betroffenheit.

Gelegentlich werden wir, in bestimmten Lebensphasen oder wegen aktueller Lebensereignisse und Schicksalsschläge, buchstäblich mit diesen Fragen konfrontiert. Gerade in diesen Situationen ist es wichtig, einen guten Bezugsrahmen für diese Fragen zu haben und im Bedarfsfall qualifizierte, therapeutische Hilfe.

Viele Menschen berichten von besonderen Erlebnissen, in denen sich das Alltagsbewusstsein verändert hat. In der Regel erzählen sie davon jedoch erst, wenn sie zu einem Vertrauen gefasst haben.

Solche Erlebnisse werden in verschiedensten Zusammenhängen berichtet: als Erfahrungen in der Natur, bie intensivster geistiger oder körperlicher (z.B. sportlicher) Betätigung, beim Meditieren oder mit Situationen existenzieller Bedrohtheit (z.B. Krankheit und Nahtod Erfahrungen). Spirituelle Erfahrungen können aber auch ganz spontan im Alltag auftreten.

Die konkreten Beschreibungen sind unterschiedlich, ebenso die dabei erlebten Gefühle. Gemeinsam sind der veränderte Bewusstseinszustand, ein überwältigendes, existentielles Erleben begleitet von Wahrnehmungen von Ganzheit, Einheit, Energie und Verbundenheit sowie von Sinnhaftigkeit und Sprachlosigkeit.

Der spirituelle Bezugsrahmen ist ein Erklärungskonzept um spirituelles Erleben zu verstehen und im Alltag einordnen zu können sowie die theoretische Begründung für die verschiedenen praktischen Umsetzungsanleitungen und Durchführungsanweisungen für den Umgang mit Spiritualität. Jede Kultur und Religion hat einen für sie und ihre Gottesvorstellungen charakteristischen spirituellen Bezugsrahmen entwickelt. Manchmal wurde der als Geheimlehre tradiert und gelegentlich von der offiziellen Kirchendoktrin abgelehnt.

Vor allem in der New Age und Esoterik Bewegung wurden spirituelle Bezugsrahmen erarbeitet, die überkonfessionell sind und sich an den (zum Teil sehr auffälligen) Parallelen und Ähnlichkeiten der traditionellen, religiösen Systeme orientierten. Sie bleiben jedoch im religiösen Bezug und überkonfessionellen Gottesvorstellungen verhaftet.

Die Aufgeklärte Spiritualität ist dazu eine Alternative. Sie ist ein spiritueller Bezugsrahmen, der ohne jedweden Gottesbezug auskommt.